Werner Schöch mit Putzlappen in den Händen
21. Januar 2025

Win-win – Caritas und Sperger

Caritas und die Firma Sperger Lustenau machen seit mittlerweile 26 Jahren gemeinsame Sache. In Feldkirch werden aus Abfalltextilien Putzlappen hergestellt. Das ist nicht nur nachhaltig, sondern hat vielen Menschen wieder zu einer Beschäftigung am regulären Arbeitsmarkt verholfen.

Es herrscht reges Treiben im ehemaligen Gebäude der Metzgerei Schöch in Feldkirch-Gisingen. An diesem Morgen türmen sich auf dem großen Holztisch Frottee-Handtücher, Bettwäsche, T-Shirts und Pullover in allen Farben und Formen. Knöpfe, Reißverschlüsse, Plastikaufdrucke sind vorher bereits entfernt worden. Felix nimmt ein Stück Stoff in die Hand und zerschneidet es mit einer Maschine. Es fliegen im wahrsten Sinne des Wortes die Fetzen. Das ist kein Akt der Zerstörung, sondern macht durchaus Sinn. Denn aus den Abfall-Textilien* entsteht ein neues Produkt. „Wir nennen es den Second-Life-Putzlappen“, erklärt Nicole Fröwis, Chefin von Sperger Putzlappen in Lustenau. Und dieser Putzlappen, der in 15 verschiedenen Sorten hergestellt und im zehn Kilo-Paket verkauft wird, ist gefragt. Denn er kommt nicht nur in großen Vorarlberger Unternehmen wie Doppelmayr, Blum oder Mangold, sondern auch in kleineren Kfz-Betrieben, Fahrradwerkstätten oder der Gebäudereinigung zum Einsatz.

Zwei Partner, eine Idee

Die Idee für die Putzlappen-Produktion entsteht im Jahr 1998. Die Caritas sucht im Rahmen ihres Waldprojekts neben den Arbeiten im Freien nach einer weiteren Beschäftigungsmöglichkeit für arbeitslose suchtkranke Menschen. Und Hubert Sperger, der damalige Chef von Sperger Putzlappen, verfolgt die Vision eines sozial und fair hergestellten Putzlappens. Zwei Suchende, die sofort zusammenfinden. Noch im selben Jahr erfolgt der Startschuss. Aus jährlich zirka 20 Tonnen Alt-Textilien werden seitdem Putzlappen hergestellt. Größe: 40 mal 50 Zentimeter.

Positiver Job-Motor

Die Zahl der Beschäftigten, die bis zur Geringfügigkeitsgrenze von 518 Euro dazuverdienen dürfen, ist mit maximal acht Personen täglich limitiert. Und es gilt dabei das Tagelöhnerprinzip: Es sollen Menschen erreicht werden, die aufgrund ihrer Suchterkrankung aus dem Arbeitsleben herausgefallen sind und die wieder eine sinnvolle Tagesstruktur suchen, betont Projekt-Leiter Werner Schöch. Ein Ansatz, der sich über die Jahre durchaus bewährt hat. Seit dem Start waren bislang 500 Personen beim Caritas-Projekt dabei. Knapp 170 von ihnen fanden wieder Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt und weitere 100 am 2. Arbeitsmarkt. Und für viele war der Job auch Antrieb, eine Therapie oder einen Entzug zu machen. Die Arbeit wirke sich zudem positiv auf die Psyche der Beschäftigten aus, ist Werner Schöch überzeugt. Gestützt wird seine These auch von einer im Rahmen einer Masterarbeit erstellten Studie. Bei dieser wurden insgesamt 50 Personen befragt. 25 davon waren Besucher der Caritas, die anderen 25 arbeiteten zusätzlich in einem Projekt mit. „Da kam heraus, dass sich die Menschen durch den Job zufriedener, selbstbewusster, gesünder, wertgeschätzter und respektierter fühlten“, erläutert der 56-jährige Sozialarbeiter.

Für Nicole Fröwis ist die Kooperation mit der Caritas, auch nach mehr als 25 Jahren, noch immer eine Win-win­-Situation. Auf der einen Seite sei es durch die Produktion der Putzlappen im Land gelungen, lange Fahrwege zu vermeiden und auf der anderen Seite hätten Langzeitarbeitslose ohne Drucksituation wieder eine sinnvolle Beschäftigung gefunden. Dieses Projekt ist ein Lehrbeispiel dafür, wie soziale Verantwortung und unternehmerisches Denken gemeinsam funktionieren können.

* Putzlappen werden aus Altkleidern, die von der Caritas gesammelt wurden und nicht mehr für den Weiterverkauf geeignet sind, hergestellt. Teilweise wird aber auch ausrangierte Bettwäsche aus Krankenhäusern und Pflegeheimen für die Putzlappen-Produktion verwendet.

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